Ich habe das Licht erfasst, ich habe seinen Flug angehalten.

Louis-Jacques-Mandè Daguerre 1839

Die älteste Fotografie von Niepce 1826
Die älteste Fotografie von Niepce 1826
Dagueretypie 1837
Dagueretypie 1837
Studioportrait um 1845 von Antoine Claudet
Studioportrait um 1845 von Antoine Claudet
Erste Kamera von Daguerre
Erste Kamera von Daguerre
Das erste Frauenportrait 1845
Das erste Frauenportrait 1845
  Petzval Objektiv
Petzval Objektiv
  Glashaus-Atelier in Berlin um 1900
Glashaus-Atelier in Berlin um 1900
  Mammut Plattenkamera
Mammut Plattenkamera
Brownie mit Originalverpackung
Brownie mit Originalverpackung
  Seerosen sammeln Emmerson 1887
Seerosen sammeln Emmerson 1887

Siebzig Jahre nach der öffentlichen Bekanntgabe der Erfindung der Fotografie am 9. August 1839 in Paris wurde der Fotoverein «Gesellschaft der Lichtbildfreunde Wandsbek» in Hamburg gegründet.
In dieser relativ kurzen Zeit - ungefähr ein Menschenleben - entwickelte sich diese Erfindung rasant. Einer der Erfinder, Daguerre, fotografierte noch auf Metallplatten, die ein Unikat waren und mehrere Stunden belichtet wurden. 1909 wurde dann auf Trockenplatten nur noch der Bruchteil einer Sekunde belichtet, und man konnte Abzüge in großer Zahl davon erstellen.
 
Interessant ist, dass die drei bekanntesten Erfinder der Fotografie ihre Entdeckung bei dem Versuch machten, monotone Arbeit zu mechanisieren.
Der Franzose Niepce wollte das mühsame Gravieren von Metallplatten vermeiden. Sein Landsmann Daguerre wollte das zeitaufwändige Malen  seiner detailreichen Bilder für sein Diaorama beschleunigen. Fox Talbot, ein Engländer, war über sein Unvermögen zu Zeichnen so verärgert, dass er nach einer Lösung suchte.
 
Dass es zu einer so schnellen Verbreitung der Fotografie weltweit kam, ist vor allem der Großzügigkeit und der Weitsicht der französischen Regierung zu verdanken. Sie erwarb das Patent von Daguerre, dem Erfinder, zahlte  ihm eine großzügige Pension und das Patent wurde international zugänglich gemacht.
In sehr kurzer Zeit eröffneten auf der ganzen Welt Portraitateliers. Eine solche Daguerreotypie war sehr teuer und nur sehr reichen Bürgern vorbehalten. So kostete die erste Kamera von Daguerre 1839 400 Francs, was ungefähr einem mittleren Jahreseinkommen entsprach. Auch wog die Kamera mit Zubehör 50 kg. Das 380 mm Objektiv hatte eine Lichtstärke von 1:15.Daguerre erfand das erste praktische Verfahren der Fotografie, das weltweit Verbreitung fand. Da man eine Daguerreotypie aber nicht vervielfältigen konnte und diese seitenverkehrt war, endete das Zeitalter der Daguerreotypien schon um 1860.
Niepce kann man den ersten Fotografen nennen, aber sein Verfahren blieb ohne Folgen für die Weiterentwicklung der Fotografie.
Das Positiv - Negativverfahren verdanken wir Henry Fox Talbot. Er ist ohne Zweifel der Vater der modernen Fotografie. Dieses Verfahren war über hundert Jahre bis zur Einführung der digitalen Fotografie Grundlage aller fotografischen Verfahren.
Von Anfang an benutzten Maler die Fotografie um Portraits zu erstellen.
In der Malerei begegnete man dem neuen Medium naturgemäß mit Ablehnung, denn es war offensichtlich, dass selbst Menschen ohne künstlerische Fähigkeiten Personen und Landschaften auf einem Foto genauer darstellen konnten als der geschickteste Zeichner.
 
Nun überfliegen wir die Geschichte der Fotografie bis zur Jahrhundertwende.
Ölgemälde waren teuer und der Siegeszug der Fotografie ab 1840 kam im richtigen Moment. Dieses war zu Beginn aber nicht abzusehen, denn die Belichtungszeit betrug am Anfang noch 5 Minuten. Wer konnte schon so lange stillsitzen. Außerdem kam später noch eine technische Unzulänglichkeit hinzu. Die Fotoemulsionen waren für Rot nicht empfindlich und im Positiv wurden rote Pickeln und Hautunreinheiten Schwarz.  So gesellte sich neben dem Fotografen schon bald der Retuscheur hinzu und beseitigte diese. Wenn er schon mal am Foto arbeitete, dann kolorierte er auch manchmal dieses und die «ersten Farbfotos» entstanden.

Die ersten Objektive hatten eine Lichtstärke von 1:16. Der Ungar Josef Petzval und der Deutsche Voigtländer begannen mit der Konstruktion von Objektiven nach den optischen Gesetzen und entwickelten ein Objektiv, das nun eine Lichtstärke von 1:3,6 hatte. Die Belichtungszeiten bei den Porträtaufnahmen fielen auf unter eine Minute. Die Abgebildeten lächelten nicht auf den frühen Bildern, denn wer kann schon eine Minute lächeln ohne in eine Grimasse zu verfallen.
 


Nach wenigen Jahren hatte die Fotografie sich rund um die Erde verbreitet, die Empfindlichkeit des Aufnahmeverfahrens wurde stark gesteigert, neue Objektive wurden immer lichtstärker und die Qualität der Aufnahmen z.B. die Schärfe wurden immer besser. Auch die Größe der Kameras wurde kleiner und leichter, der Preis wurde erschwinglicher, sodass sich auch gut betuchte Amateure Fotoapparate leisten konnten.

 


Durch die Erfindung von Georg Meisenbach 1883 war es zum ersten Mal möglich, Fotografien in Zeitungen zu drucken. Dieses hatte zur Folge, dass immer mehr fotografiert wurde. Das Kollodium - Nassplattenverfahren, von Frederick Scott Archer 1851 erfunden, brachte zwar noch kürzere Belichtungszeiten und sehr detailreiche Bilder mit einem hohen Dynamikumfang, war aber von der Handhabung sehr aufwändig.
 
Die Glasplatten mussten kurz vor der Belichtung mit der empfindlichen Schicht begossen werden und kurz nach der Belichtung sofort entwickelt werden. Fotografen, die Bilder aus der fernen Welt aufnehmen wollten, hatten immer einen kleinen Bauwagen oder Zelt dabei, weil die Sensibilisierung und Entwicklung im Dunkel erfolgen mussten.

 


Erst durch die Entwicklung des Rollfilms und der Kamera «Brownie» von George Eastman (Kodak) um 1900 - die Kamera kostete nur 1 $ - wurde die Fotografie massentauglich. Kodak warb mit dem Slogan «You press the button, we do the rest». Der Film zur Belichtung von ca. 100 Bildern wurde bei der Herstellung der Kamera eingelegt. Nachdem der Film vollständig belichtet war, wurde die Kamera eingeschickt und ca. 10 Tage später erhielt man die Papierbilder samt neuer Kamera zurück.
Die Maler wagten sich an eine neue Kunstrichtung, dem Impressionismus, dagegen gingen immer mehr Fotografen auf Reisen: Sie wollten den ganzen Planeten bereisen, immer auf der Suche nach neuen exotischen Motiven.

 


Ende des 19. Jahrhunderts erkämpften sich eine Reihe von Fotografen einen Kunstanspruch, indem sie die Kunst ihrer Zeit mit ihren Mitteln in Szene setzten. Die Piktorialisten setzten, inspiriert durch Vordenker wie Peter Henry Emerson, systematisch die Unschärfe als Stilmittel ein. In der Natur hat nichts eine harte Kontur, und alle Umrisse gehen sanft in etwas anderes über. Im linksstehenden Bild von Emmerson ist die Hand und Seerose scharf, während Schiff und Hintergrund verschwimmen.
Heute nennt man das den Bokeh-Effekt.